Burning Down the House. Rethinking Family

1. Juni - 20. Oktober 2024


Vom 1. Juni bis zum 20. Oktober 2024 zeigt das Kunstmuseum St.Gallen eine umfassende Gruppe von Künstler*innen, welche sich kritisch mit der Familie als Tradition, Idee und Lebensform auseinandersetzt. Zur Ausstellung, welche mehr als 30 internationale Positionen sowie ausgewählte Arbeiten aus der Sammlung des Museums vereint, ist ein Katalog mit Essays bedeutender Theoretiker*innen und Kunsthistoriker*innen bei Hatje Cantz erschienen. Parallel dazu verfasste das Gottlieb Duttweiler Institut (GDI) eine Studie zur Zukunft der Familie, welche zur Vernissage unter gdi.ch/familie publiziert wurde.

Die Ausstellung wurde von Artforum zu einer der besten des Jahres 2024 gewählt. Die Ausstellung schaffte es in die Top Ten von Kuratorin Karen Archey. Lesen Sie den Beitrag hier!

Die Familie wird in der zeitgenössischen Kunst selten zum Thema. Während feministische Künstler*innen ihre Rollen als Frau, Mutter, und Betreuungsperson beleuchteten, bleibt es um die Familie seltsam still. Sie ist zwar ein etabliertes Genre in der Fotografie und das Familienportrait hat eine lange Tradition in der Malerei – eine kritische Bearbeitung, die über eine blosse visuelle Repräsentation hinausgeht, hat bisher jedoch kaum stattgefunden. Es scheint fast so, als ob sich die Familie so tief in unserer Realität als eine unumstössliche Instanz eingenistet hat, dass eine solche Auseinandersetzung nicht zulässig ist. Wir leben in einer Zeit, in welcher Institutionen und Werte radikal infrage gestellt werden, nur, so scheint es, die Familie nicht. Die vorliegende Ausstellung hat den Anspruch, dies zu ändern.

Die thematische Schau versammelt wichtige Arbeiten, u.a. von Pionierkünstlerinnen wie Louise Bourgeois, Mary Kelly, Bobby Baker und PINK de Thierry und zeigt sie im Dialog mit zukunftsweisenden Kunstwerken einer jüngeren Generation von, zum Beispiel Rhea Dillon, Kyoko Idetsu und Lebohang Kganye. Das kuratorische Konzept geht einen Schritt weiter als bisherige Ausstellungen, die sich einzelnen Aspekten der Familie – wie zum Beispiel der Eltern-/Mutterschaft und der Wahlfamilie/Regenbogenfamilie – widmeten, indem die (Kern-)Familie als eigentliches Tabuthema in der zeitgenössischen Kunst umfassender und grundsätzlicher angegangen wird. 

Die folgenden Fragen stehen dabei im Zentrum der Ausstellung: Was bedeutet familiäres Zusammenleben jenseits der Familienwelt, der wir in Fernsehen und Werbung so oft begegnen? Was sind die Schwierigkeiten, die Eigenheiten und die spezifische Qualität des Zusammenlebens in einer Familie? Wie ist die Familie im System unseres Zusammenlebens verankert? Ist die Familie ein Problem? Wie können wir uns ein Leben jenseits der traditionellen Auffassung von Familie vorstellen?

Burning Down the House. Rethinking Family ist die erste internationale, umfassende Gruppenausstellung auf musealem Niveau, welche auf die Familie aus heutiger Sicht fokussiert und diese zugleich in Frage stellt. Damit leistet sie zusammen mit der ausstellungsbegleitenden Publikation einen wichtigen kunsthistorischen Beitrag in der Aufarbeitung dieses Themas und knüpft an den aktuellen Diskurs der «Family Abolition» (zu welchem Autor*innen wie z.B. Sophie Lewis beigetragen haben) an.

Künstler*innen: Jonathas de Andrade, Louise Ashcroft, Shuvinai Ashoona, Bobby Baker, Nina Beier, BOLOHO, Louise Bourgeois, Kathe Burkhart, Vaginal Davis, Adolf Dietrich, Rhea Dillon, Laurence Durieu, Marie-Louise Ekman, Buck Ellison, Christina Forrer, Maria Guta/Lauren Huret, Nadira Husain, Juliana Huxtable, Kyoko Idetsu, Mary Kelly, Lebohang Kganye, Ghislaine Leung, Tala Madani, Katja Mater, Alexandra Noel, Phung-Tien Phan, Josiane M.H. Pozi, Niki de Saint Phalle, Ben Sakoguchi, Ju Sekyun, Sable Elyse Smith, Lily van der Stokker, Madeleine Kemény-Szemere, PINK de Thierry, Terre Thaemlitz, Ryan Trecartin, Amalia Ulman, Evelyn Taocheng Wang, Gillian Wearing, Ambera Wellmann

Kuratiert von Melanie Bühler, Senior Curator, Kunstmuseum St.Gallen

Auszug aus dem Pressespiegel:

Artforum - Best of 2024 - 01.12.2024

Monopol - 10.09.2024

NZZ am Sonntag - 08.08.2024

FACES Magazin - Interview mit Melanie Bühler - 05.08.2024

RTE Ireland - 17.07.2024

Schweiz am Wochenende - 13.07.20224

Mousse Magazine - 25.06.2024

Kulturtipp - 01.06.2024

 

Impressionen

Studie des Gottlieb Duttweiler Instituts

Das Gottlieb Duttweiler Institute (GDI) hat anlässlich der Ausstellung eine Studie "Unbundling the Family: Familien zwischen Tradition und Transformation" zur Situation der Familie verfasst, um aufzuzeigen, welche Bedeutung der Familie heute zukommt und was eine Familie zusammenhält: Wirtschaftliche Notwendigkeit, soziale Erwartungen, Glaube oder Biologie? Haben sich die Familienkonzepte gewandelt? Wie ist das Rollenverständnis der einzelnen Mitglieder? Und wie sind die Aufgaben innerhalb der Familie verteilt? Diese und weitere Antworten basieren auf repräsentativen Umfragedaten der Schweizer Bevölkerung, ergänzt um fundierte Einsichten von Expert*innen aus verschiedenen Disziplinen.

Hier können Sie sich in die vorliegende Studie vertiefen, spannende Details und Erkenntnisse aus der Umfrage erfahren und mit einem Quiz spielerisch Ihr Wissen testen. Sie können selbst Schätzungen abgeben und Ihre Meinungen mit den Antworten der Befragten vergleichen.   

Quiz zum Thema Familie

Highlights aus der Studie

Link zur Studie

Die Ausstellung Burning Down the House. Rethinking Family wurde ermöglicht durch die grosszügige Unterstützung der Burger Collection, der Ernst und Olga Gubler-Hablützel Stiftung und der Stanley Thomas Johnson Stiftung.