
Atiéna R. Kilfa
Wonder Lust
8. Februar - 6. Juli 2025, Lokremise
Das Kunstmuseum St.Gallen freut sich, mit Wonder Lust die erste Einzelausstellung der in Frankreich geborenen und in Berlin lebenden Künstlerin Atiéna R. Kilfa (1990) in der Schweiz zu präsentieren. Im Zentrum der Installation steht eine neue, extra für die industriellen Räumlichkeiten der LOK by Kunstmuseum St.Gallen angefertigte Videoarbeit. Der zwischen 1903 und 1911 errichtete Pionierbau der Bahninfrastruktur erinnert an die Blütezeit der Ostschweizer Textilindustrie. In dieser Ikone einer grossen Vergangenheit reflektiert Kilfas neue Arbeit die Romantisierung imperialistischer Konventionen.
An eine Wand projiziert, die der Achse des Ringbaus der Lokremise folgt, zeigt die neue Videoarbeit Landfall einen Panoramablick über eine scheinbar weite Landschaft bei Sonnenaufgang oder -untergang, welche von einer „Rückenfigur“ betrachtet wird. Die Rückenfigur – ein in der Geschichte der Malerei und des Films gleichermassen vorkommendes Motiv – ist eine rätselhafte, von hinten gesehene Figur, die eine suggestive und oftmals dramatische Landschaft betrachtet. Indem Kilfa das Objekt der Betrachtung der Figur untergräbt und die ferne Landschaft durch eine blosse Maquette ersetzt, entsteht ein Schauspiel, das den Pomp dieses heldenhaften Set-Ups sowohl entlarvt als auch entkräftet.
Zwei weitere Arbeiten sind Teil von Wonder Lust: Beide demontieren die Produktion von „Wunder“ weiter. Der Druck Landfall at Sunrise ist ein Filmstill, das aus einem ungenutzten Schnitt des Videos stammt. In einer vergrösserten Nahaufnahme zeigt es die Reflexion der Landschaft in den Augen des Protagonisten. Dadurch wird eine weitere Perspektive auf die Beziehung der Figur zur Landschaft eröffnet. Die zweite Arbeit ist eine „Windmaschine“, ein Foley-Instrument, das gedreht wird, um die Illusion von Windgeräuschen zu erzeugen. Sie wurde ursprünglich in den Orchestermusiken romantischer Opern wie Wagners Der fliegende Holländer verwendet und später auch im Film.
Diese Ausstellung wird zusätzlich durch die Dr. Georg und Josi Guggenheim-Stiftung unterstützt.
Kuratiert von Senior Curator Melanie Bühler
Die Künstlerin
Atiéna R. Kilfa
Atiéna R. Kilfa beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit filmischen Archetypen und der komplizierten Konstruktion von Bildern im Film – ein Apparat, den sie zu enträtseln sucht. Durch den Einsatz von Video, Fotografie, Skulptur und Installation reflektiert ihr Werk verschiedene Traditionen und Techniken der Produktion und Postproduktion. Es lädt uns ein, darüber nachzudenken, wie Bilder Zeugnis von Zeit und Ideologien ablegen, deren Geschichte wir weiterhin bewohnen.
Atiéna R. Kilfas Arbeiten waren in Gruppenausstellungen unter anderem in Galerina, London, UK (2025); Museion, Bozen (2024); Neue Alte Brücke, Frankfurt (2024); Heidi, Berlin (2024); Den Frie, Kopenhagen (2023); 032c, Berlin (2023); Expo Chicago, Chicago (2022); Yaby, Madrid (2021); Elvira, Frankfurt (2021); und Galleria Zero, Mailand (2021) gezeigt. Sie hatte Soloausstellungen bei Den Frie, Kopenhagen (2024); Camden Art Centre, London (2023); Cabinet, London, UK (2023); KW Institute for Contemporary Art, Berlin (2022); Liste Art Fair, Basel (2021); und Cell Project Space, London (2020). Kilfa schloss ihr Studium an der Städelschule in Frankfurt 2022 ab und wurde 2024 mit dem ars viva Preis ausgezeichnet.
Agenda
Kurator*innenführung
17. Februar 2025
Atiéna R. Kilfa
Kurator*innenführung
17. Februar 2025, 19 Uhr, Lokremise
Rundgang durch die Ausstellung von Atiéna R. Kilfa mit Senior Curator Melanie Bühler
Kosten entsprechen den regulären Eintrittspreisen